Zeitumstellung

Am vergangenen Sonntag war wieder Zeitumstellung. Morgens geht die Sonne jetzt bereits um 7 Uhr auf – dafür ist es abends viel früher dunkel. Man gewöhnt sich schnell daran. Weit ungewöhnlicher und dem inneren Empfinden immer noch widerspenstig ist eine andere Zeitumstellung: die Reformation. Was Martin Luther am 31. Oktober vor 500 Jahren plakativ öffentlich gemacht hat, wurzelt in einer tiefen Liebe zum Wort Gottes – und in dem Schmerz, dass so vieles in der Kirche so wenig dem Evangelium entsprach. Reform ist notwendig, empfand nicht nur er. Aber er brachte die Notwendigkeit auf den Punkt, und die Reformbewegung verbreitete sich wie ein Lauffeuer, inzwischen weltweit.

Kein Jubelfest soll das Reformationsgedenken in Deutschland werden, wünschten die Planer der EKD in ökumenischer Weitsicht, sondern: ein Christusfest. Zum Jubel über die Folgen der Reformation als historisches Ereignis ist kaum Anlass. Denn mit der Reformation brachen auch Hass, Feindschaft, konfessionelle Trennung und Krieg aus. Sturheit, Rechthaberei, überhitzte Emotionen, drohender Verlust von Privilegien und Macht… der menschliche „Mischmasch aus Irrtum und Gewalt“ verdunkelte Jesu Botschaft. 

Das Wichtigste ist die Liebe, die Gottesliebe und die Liebe zum Nächsten wie zu sich selbst. Leben wir diese Liebe, dann sind wir auf dem Weg der Nachfolge Christi und dann kommt das Reich Gottes – von der Ökumene bis zur Klimapolitik – voran. Das Reformationsfest 2017 erinnert uns daran, dass diese Zeitumstellung noch vor uns liegt. 

Vermutlich kommt der Impuls dazu für uns von außen. Zu sehr sind wir mit uns selbst beschäftigt und festgefahren in unserer Art zu denken, zu wirtschaften und unser Leben zu führen; zu wenig sind wir bereit, unsere bequeme und berechenbare Religion aufzugeben, als dass „Reformation“ im Bereich unserer Beweglichkeit und Möglichkeit läge. Dennoch ist die Reformation bereits auf dem Weg zu uns. Einst exportiert, kommt sie nun aus Afrika und Asien zurück. Die in den social media veröffentlichten Bilder aus den Partnerkirchen in Tansania und Papu Neuguinea sind ein Hinweis auf eine neue Zeitenwende.